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Channel: Tobias Weißenfels
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Die neue Währung: (Persönliche) Daten

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Unsere Daten sind der Preis für die Nutzung vieler Angebote, die wir finanziell wohl nicht honorieren würden. Bei Facebook kocht die Debatte immer wieder aufs Neue hoch. Zugegebenermaßen, Facebook testet ziemlich dreist aus, wie weit man wann gehen kann. Die eigenen Grenzen und die Nerven der User werden immer wieder neu strapaziert. (Dazu gab es bei Mashable kürzlich auch eine schöne Infografik über die Fehltritte der letzten Jahre)

Und vermutlich wird Facebook in 2-3 Jahren Grenzen überschreiten können, die heute noch ein NoGo sind. Mit der technischen Weiterentwicklung entwickelt sich auch die Gesellschaft und die Wahrnehmung von Dingen wie Privatsphäre weiter. Auch, wenn ich niemals Mark Zuckerbergs “Public is the new Private” unterstützen würde, denke ich, dass wir hier einen neuen Schritt brauchen.

Insbesondere die in Deutschland heftig geführte Debatte über Google StreetView zeigt doch, wie verunsichert viele Menschen sind und vor allem, wie fremd Ihnen diese (US-)Unternehmen sind. Und dazu kommt noch, dass die Unternehmen wenig daran tun, transparent zu wirken bzw. Aufklärungsarbeit zu leisten. Google hat sich ja zur StreetView-Debatte auf Print-Anzeigen eingelassen. Letztendlich will Google die Menschen, denen StreetView nicht passt, aber auf einer Website die Möglichkeit des Einspruchs geben. Genau das Medium, das den Menschen, die sich vor Google fürchten, fremd ist, soll die Lösung sein. Und die BILD-Zeitung gießt noch Öl ins Feuer und befragt Prominente, deren Antworten den Eindruck vermitteln, dass Google ab sofort 24/7 vor dem Fenster steht und reinfilmt. Da ist es doch kein Wunder, dass sich viele Menschen dessen, was Google tut, eigentlich nicht im Klaren sein können.

Wie geht die Datennutzung weiter? Google erstellt im Moment Profile, die das Surfverhalten dokumentieren. Mit einem Google-Account und der Nutzung diverser Angebote, kann ein ziemlich genaues Profil meines Onlinenutzungsverhaltens erstellt werden. Facebook hingehen weiß, mit wem ich befreundet bin, wie stark in Kontakt stehe, welche Marken ich mag und welche Websites ich mag. Zusammengeführt wäre das schon ordentlich. Der nächste große Schritt wäre nun die Zusammenführung der bisherigen Daten mit denen aus Location based Services (Dienste, die meinen Standort auswerten). Dann wüsste man immerhin schon, wo ich gerade bin. Die Zukunft besteht meiner Meinung nach aber darin, dass diese Dienste nicht nur wissen wo ich bin, sondern auch, was ich dort tue. Irgendwo einchecken ist der erste Schritt in diese Richtung (Foursquare, Gowalla, Facebook Places). Der Zweite wäre, dass die Dienste wissen, was ich konsumiere. Beispiel: Ich checke bei Starbucks ein und teile mit, dass ich einen Cappucino trinke. Und nach meinem 10. bekomme ich einen umsonst. Oder ich sammle Punkte. Die digitale Revolution für Bonusprogramme wie Payback. Und die zusammengeführt mit dem, was man von Google und Facebook bekommt? Die Werbeindustrie würde sich vor Freude in die Hände klatschen. Besser kann man seine Zielgruppe wohl kaum kennen. Datenschutzrechtlich natürlich ein Knackpunkt, der insbesondere bei Generationen wie den Baby Boomern oder auch noch Generation X sauer aufstoßen wird. In meinen Augen aber eben einfach der Preis, den man zahlt, wenn man viele Angebote und Dienste nutzen möchte. Und sein wir ehrlich: Dort sitzt niemand und schaut sich an, was ich tue, wo ich bin und mit wem ich befreundet bin. Diese Daten werten Algorithmen aus, um mir auf Basis derer einen Mehrwert anzubieten. Und wer sich darüber beschwert, dass Amazon private Daten speichert, sich schizophrener weise aber freut, dass Amazon ihn namentlich begrüßt und daran erinnert, was er zuletzt gekauft hat und dann Empfehlungen möglicherweise ebenfalls interessanter Angebote anzeigt, lebt sowieso nicht mehr in unserer Zeit.


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