Quantcast
Channel: Tobias Weißenfels
Viewing all articles
Browse latest Browse all 10

the social network – Filmkritik und meine Gedanken dazu

$
0
0

the-social-network-coverIch war am 15. September bei einer Pressevorführung des Films the social network eingeladen und konnte den Film in der Originalfassung schon ein Mal schauen, der am 7. Oktober in die deutschen Kinos kommt (bereits am 1. Oktober in den USA). Ich möchte hier gern ein Paar Gedanken dazu loswerden. Im Wesentlichen behandelt der Film einerseits die Gründungsgeschichte von Facebook. Andererseits recht komplex, wer von dem Kuchen “Facebook” ein Stück abhaben wollte, weil er drei Zeilen Code dazu beigetragen hat oder die Idee vorher hatte. Im Laufe des Filmes tauchen also hier und da immer mal wieder neue Gestalten auf und was mir z.B. neu war, ist, dass Napster-Gründer Sean Parker am Anfang bei Facebook mit dabei war und auch heute noch Anteile hält. Von Freundschaft, Drogen, Sex, Unternehmergeist, Nerdcore und Unfairness gegenüber Freunden ist so ziemlich alles dabei.

Man sollte den Film jedoch aus vielerlei Gründen mit einer gewissen Distanz und Vorsicht betrachten.

Die Filmemacher haben keinerlei Dialog mit Facebook geführt. Der Film ist also quasi eine dramatisierte Hollywood-Version dessen, was vorgefallen ist. Der Film erzählt eine Geschichte mit ziemlich viel Zündstoff und man stellt sich schnell die Frage “Scheiße, was für ein blödes Arschloch ist Mark Zuckerberg eigentlich?” – Wenn man sich jedoch vor Augen hält, dass Facebook am Film (über Facebook) nicht mitgewirkt hat, viel weniger glaubwürdig. Mark Zuckerberg selbst beschreibt die Geschichte in einem Interview mit USA today weniger spannend so: “we just sat at our computers for six years and coded.” (Wir saßen 6 Jahre lang einfach nur vor unseren Computern und haben programmiert)

Ich denke, dass der Film ein ziemlich falsches Bild von Mark Zuckerberg zeichnet. Jesse Eisenberg spielt ziemlich tough einen kleinen arroganten Stänkerfritzen, der sich mit unüberlegten Sprüchen hier und dort schnell unbeliebt macht. Schaut man sich im Vergleich Mark Zuckerberg in Interviews an, merkt man schnell, dass er so nicht ist. Und auch, als ich ihn letztes Jahr in Palo Alto im Facebook-Headquarter kennengelernt habe, hatte ich einen absolut anderen Eindruck und kann gewiss sagen, dass dies kein Mark Zuckerberg ist. Jedenfalls vom Auftreten her. Ob er seinen Freund und Mitgründer Eduardo Saverin (von Andrew Garfield gespielt) wirklich so mies aus dem Unternehmen gekickt hat wie im Film, kann ich nicht beurteilen. Mark selbst nennt den Film in einem Interview mit der New York Times “reine Fiktion”. Nicht verwundernd, dass der Film auf Facebook keine Werbung schalten darf.

Die Story der Gründung läuft parallel mit zwei Prozessen und es springt immer hin und her, sodass man den Fortlauf der Prozesse mit der Story verbinden kann. Eduardo Saverin fordert “ein Paar Dollar” für seine Mitgründung und die Brüder Winklevoss klagen, weil Mark Zuckerberg deren Idee zu einem anfangs Hardvard internen Netzwerk gestohlen hat. Der Film ist spannend und interessant und nicht langweilig (ein wenig Interesse für das Thema sollte aber existieren), im Gegenteil, er unterhält mit trockenem Witz.

Unabhängig vom Film entstand das Buch “The Facebook Effect”* von David Kirkpatrick. Bei dem Buch hat Facebook als Unternehmen und auch Mark Zuckerberg als Person mitgewirkt und es zeichnet ein reales Bild und ist nicht so fiktiv. David Kirkpatrick sollte bei “the social network” als Berater mitwirken, da zu diesem Zeitpunkt jedoch schon ein Skript vom Film im Internet unterwegs war und abzusehen war, wie der Film werden wird, hat Facebook die Zusammenarbeit am Buch verweigert, sollte er den Berater-Job annehmen, schreibt USA today.

Der Film passt dem Unternehmen Facebook vorne und hinten nicht. Dennoch sollte man ihn sich anschauen, wenn man sich für das Thema interessiert. Ich empfehle den Film, da er unterhaltsam ist und der trockene Humor durchaus was hat (nicht vergessen, ich habe die Originalfassung in Englisch gesehen). Wie man die Story wahrnimmt oder ernst nimmt, was man sieht, ist jedem selbst überlassen. Aber auch Facebook-Mitgründer Chris Hughes sagt: “It was a little more boring and quotidian than that.” (Es war etwas langweiliger und alltäglich als das)

Und hier zum anfüttern noch der Trailer:

* (Amazon-Affili)


Viewing all articles
Browse latest Browse all 10